Kaya saß an dem Rand einer hohen Klippe und ließ ihre Beine über dessen Rand hängen, während sie auf das aufgewühlte Meer hinab sah. Hin und wieder wurde ihr Blick von dem dichten Zigarettenrauch vernebelt, den sie nach jedem tiefen Zug ausstieß. Ihre Eltern hätten es gehasst, sie rauchen zu sehen. Aber sie waren nicht mehr da. Warum sollte sie sich also darum kümmern, was sie von ihr gedacht hätten? Oder was überhaupt jemand von ihr dachte? So viele Dinge waren ihr egal geworden, seit sie mit ihrem Bruder vor drei Jahren kurzzeitig nach Seattle gezogen war. Direkt nach dem furchtbaren Unfall, den nur die Zwillinge überlebt hatten. Kaya hätte nie geahnt, dass das nicht das schlimmste Erlebnis des Jahres werden konnte.. Sie lebten erst wenige Wochen in Seattle als erst bei ihrem Bruder und dann bei ihr selbst das Fieber ausbrach. Danach wurde alles anders. Vincent hatte sich mit seinem neuen Leben erstaunlich gut abgefunden und war auf weitere Wesen ihrer Art in Neah Bay gestoßen. Nur widerwillig zog Kaya mit ihm daraufhin an diesen winzigen Ort, um in der Nähe ihres neuen Rudels zu sein. Rudel.. das hörte sich noch immer alles nach einem lächerlichen Witz an.
Abwesend schnippte Kaya den Rest ihrer Zigarette in das Meer und stand von der Klippe auf, um ihren Rückweg durch den dichten Wald anzutreten. Sie war nur in einer kurzen Hose und einem Top bekleidet, denn trotz der Jahreszeit, musste sie sich um die Käte keine Gedanken mehr machen. Dieser Fluch hatte so seine Vorteile, das musste selbst sie zugeben. Aber dennoch wünschte sie sich die Zeit zurück, in der sie einfach nur ein Mensch war. Nun wollten andere ihr Regeln aufzwingen und taten so, als wäre es ihre Pflicht, dem Rudel treu zu sein. Wer hatte diese Regeln gemacht? Mit Verantwortung und Pflichtbewusstsein hatte sie es ohnehin seit längerer Zeit schwer gehabt.. sie hatte sich, genau wie Vincent, an der Uni eingeschrieben, doch hatte sie bisher mehr Fehlzeiten als dass sie anwesend war. Wozu denn auch das Ganze?
Während sie mit verschränkten Armen durch den Wald ging, stieg ihr plötzlich ein beißender Geruch in die Nase. Ein Vampir musste in der Nähe sein.. Instinktiv blieb sie stehen und spürte schon, wie ihr Körper sich verwandeln wollte, um der Gefahr entgegen zu treten. Kaya tat alles, um gegen diesen Instinkt anzukämpfen, doch da sie sich so selten wie möglich verwandelte, hatte sie kaum eine Chance, in der Gegenwart eines Vampirs dagegen anzukommen. Kaya schlang ihre Arme fest um ihren Körper als könne sie auf diese Weise die Veränderung ihres Körpers aufhalten. Nur eine Sekunde später, fand sie sich auf vier Pfoten wieder, den Kopf gesenkt, während ein wütendes Knurren aus ihrer Kehle erklang. Diese ganze Gestalt fühlte sich so falsch an, doch sie konnte sich nicht wieder beruhigen, um sich wieder zurück zu verwandeln. Kaya![/] Die Stimme eines der Rudelmitglieder ertönte in ihren Gedanken. [i]Lass mich in Ruhe!, schrie sie förmlich zurück und versuchte, die Gedanken, die nicht ihre eigenen waren, zu ignorieren. Kopflos setzte sie zu einem Sprint durch den Wald an, ohne genau zu wissen, wo sie überhaupt hin wollte. Weg. Einfach nur weg von diesem Albtraum.. Ihre schweren Pfoten gruben sich tief in den Waldboden und hinterließen aufgewühlte Spuren, doch wer sollte ihr schon folgen?


//Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich war etwas abgelenkt nebenbei